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Rilling, Helmuth

»Musik darf nie bequem sein, nicht museal, nicht beschwichtigend. Sie muss aufrütteln, die Menschen persönlich erreichen, sie zum Nachdenken bringen.«

Dies ist das persönliche Leitbild Helmuth Rillings, des Dirigenten, Lehrers und Botschafter Bachs in der ganzen Welt. 1954 gründete Helmuth Rilling die Gächinger Kantorei, 1965 kam das Bach-Collegium Stuttgart als instrumentaler Partner dazu. Ab dieser Zeit datiert die intensive Beschäftigung Helmuth Rillings mit dem Werk Johann Sebastian Bachs. Er hat außerdem zur Wiederentdeckung der romantischen Chormusik beigetragen und fördert durch regelmäßige Kompositionsaufträge die zeitgenössische Musik. Mit seinen Ensembles gibt Rilling international Konzerte und ist gefragter Gastdirigent bei führenden Orchestern in aller Welt – darunter die Wiener Philharmoniker, das New York Philharmonic, das japanische NHK Symphony Orchestra und andere namhafte Klangkörper. Eine besondere Freundschaft bindet ihn seit über dreißig Jahren an das Israel Philharmonic Orchestra, das er zusammen mit der Gächinger Kantorei in über 100 Konzerten dirigierte.

Seit 1970 ist er Künstlerischer Leiter des von ihm mitbegründeten Oregon Bach Festivals, eines der profiliertesten Musikfestivals in den USA. 1981 gründete Helmuth Rilling die Internationale Bachakademie Stuttgart. Die internationale Arbeit mit jungen Menschen ist zentraler Bestandteil der Arbeit Helmuth Rillings; sie manifestiert sich in Workshops und Arbeitsphasen an Universitäten und Hochschulen weltweit, den so genannten Bachakademien, sowie in der Zusammenstellung internationaler Jugendensembles, die Rilling mit der Bachakademie Stuttgart initiierte: 2001 bis 2009 das »Festivalensemble Stuttgart«, seit 2011 das »Junge Stuttgarter Bach (JSB)-Ensemble«. 2010 standen Dirigate in Japan, den USA, Taiwan, Spanien und Italien in Rillings Tourkalender, 2011 gastierte er mehrfach in den USA – so beim Chicago Symphony Orchestra sowie in Venezuela und Italien.

Schallplatten-, Hörfunk- und Fernsehproduktionen dokumentieren das Schaffen Helmuth Rillings. Als erster Dirigent spielte er sämtliche Kantaten J. S. Bachs ein; zum Bach-Jahr 2000 erschien unter seiner künstlerischen Gesamtleitung mit der »Edition Bachakademie« die Gesamtaufnahme des Bachschen Werkes auf 172 CDs. Mit der Einspielung von Krzysztof Pendereckis »Credo« gewann er den Grammy 2000 für die beste Chor-Darbietung und wurde erneut 2001 für die Einspielung von »Deus Passus« von Wolfgang Rihm nominiert. Auf CD sind u.a. Werke von Haydn, Händel, Gubaidulina (»Passion und Auferstehung Jesu Christi nach Johannes«, ausgezeichnet mit dem Echo Klassik 2008) sowie Brittens »War Requiem«, der von Rilling initiierte »Messiah« von Sven-David Sandström und das Verdi-Requiem erschienen.

Für sein vielfältiges Engagement wurde Helmuth Rilling u. a. mit dem Internationalen UNESCO Musikpreis und dem Theodor-Heuss-Preis »Taten der Versöhnung« ausgezeichnet und 2003 zum Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences gewählt. 2008 erhielt der Dirigent anlässlich seines 75. Geburtstages die Große Staufermedaille in Gold, die höchste Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg. Im November 2011 wurde Helmuth Rilling mit dem renommierten Herbert-von-Karajan-Musikpreis des Festspielhauses Baden-Baden ausgezeichnet.

2015 führte Rilling im Rahmen der Karfreitagskonzerte des Gürzenich-Orchesters in der Kölner Philharmonie Bachs »Matthäuspassion« mit dem Bach-Verein Köln auf.